Miscanthus x gigantheus
Miscanthus ist den Ursprungsgebieten als Rohstoff für Matten und Flechtwerk zum Sicht- und Windschutz, aber auch als Futterpflanze bekannt. In Mitteleuropa wird es seit lange Zeit als Zierpflanze in Gärten eingesetzt. Doch Ende der 1970er Jahre rückte das Riesen-Chinaschilf bei der Suche nach alternativen Energiequellen in das Blickfeld von Forschung und Entwicklung. Die Pflanze wurde nicht nur als möglicher Biomasselieferant, sondern auch als Faserpflanze untersucht. Wegen des möglichen hohen Trockenmasseertrages von15 bis 25 Tonnen je Hektar spielte sie von nun an eine gewisse Rolle als nachwachsender Rohstoff.
Ende der 80er-Jahre wurden große Hoffnungen auf die Pflanze gesetzt. In den Jahren 1991 bis 1994 fand von Seiten der deutschen Bundesregierung und der VEBA OEL AG eine intensive Forschungsförderung zur Biomassebereitstellung sowie zur energetischen und stofflichen Nutzung von Miscanthus × giganteus statt. Die Rohstoffpflanze konnte damals die hohen an sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Hohe Auswinterungsverluste im Pflanzjahr, hohe Pflanzgutkosten, Lagerungsprobleme aufgrund der geringen Schüttdichte, fehlende Verwendungsmöglichkeiten des gewonnenen Rohstoffes sowie eine fehlende Wirtschaftlichkeit standen nach Projektbeendigung noch als Probleme einem großflächigen Anbau entgegen.
Durch Forschungsförderung und Pioniere konnten allerdings einige der genannten Probleme gelöst werden. Die Entwicklung der Rhizomvermehrung ging voran, das Problem der Auswinterungsverluste wurde verringert und die Pflanzgutkosten konnten auf weniger als die Hälfte reduziert werden. Mittlerweile haben sich aber auch eine Vielzahl von unterschiedlichen Verwendungsformen des Riesen-Chinaschilfes gefunden, die von der stofflichen Nutzung in Leichtbetonbausteinen, über Tiereinstreu, bis hin zur energetischen Nutzung in Biomassefeuerungsanlagen reichen. Auch aufgrund des stark angestiegenen Heizölpreises (seit 1994 um mehr als den Faktor 5) stellt sich mittlerweile die Wirtschaftlichkeit auch in Hinblick auf andere Konversionsprozesse (z.B. Verflüssigung, Pyrolyse) weit positiver dar.
Mittlerweile findet das schnellwüchsige Chinaschilf wegen des hohen Brennwertes und der günstigen Kohlendioxidbilanz in gewissem Umfang Verwendung als Brennstoff zur Energiegewinnung in Biomasseheizungen. Pilotprojekte existieren bereits in Deutschland und Österreich. In Österreich sind Förderungen des Anbaus über den Umweg der Stillegungsprämie der Landwirtschaftskammer möglich. In Deutschland erhalten Landwirte weiterhin Ihre Flächenprämienzahlung.
Ein wesentlicher Vorteil von Miscanthus ist der hohe Trockenmasseertrag/ha in Verbindung mit einem sehr geringen Wasserbedarf. Ein weiterer Vorteil ist aber auch die Verlagerung der Nährstoffe aus den Blättern in das Rhizom zum Ende der Vegetationsperiode. Dadurch ist der Düngungsbedarf dieser Pflanze sehr reduziert. Durch die mehrjährige Ernte ohne jährliches Ansäen entfällt auch die jährliche energieintensive Bodenaufbereitung, was die Energiebilanz gegenüber anderen nachwachsenden Rohstoffen deutlich verbessert.
Für den Produzenten sind aber die geringen Anbauerfahrungen, die hohen Investitionen für das Pflanzgut und die bei mehrjährigen Kulturarten dauerhafte Flächenbindung von Nachteil, was einer schnellen Reaktion auf Änderungen der EU-Agrarpolitik fordert.
Durch die relativ geringe Schüttdichte ist ein Transport über längere Wegstrecken im losen Zustand unrentabel. Bei einer nahen Verwendung zur Förderung einer regionalen Energieunabhängigkeit ist dies allerdings wegen der kurzen Wege nicht mehr als Nachteil zu zählen. Abhilfe kann außerdem ein Pelletieren, Brikettieren oder Pressen als Quaderballen schaffen; die ersten Pelletierversuche befinden sich aber noch im Anfangsstadium. Erprobt hingegen ist bereits die Brikettierung: Mit hydraulischen Brikettierpressen lassen sich Briketts mit einem Durchmesser von ca. 7 cm kostengünstiger herstellen als Pellets mit einer Pelletiermaschine.
Ein Problem ist aber immer noch die Schlackenbildung bei der Verbrennung des Häckselgutes, das – ähnlich wie Stroh – einen hohen Siliziumanteil aufweist und daher nicht in jeder Hackschnitzelanlage verbrannt werden kann. Durch das wachsende Interesse, nicht zuletzt wegen der steigenden Rohölpreise, ist aber eine verstärkte Entwicklung von den Heizanlagenherstellern zu beobachten.